Kreislauferkrankungen
Kreislauferkrankungen: Todesursache Nr. eins in Deutschland
Die Bezeichnung „Kreislauferkrankungen“ ist nur die Kurzform für die als Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannten Krankheiten, die nicht das Herz, sondern den Körper als Ganzes betreffen. Bemerkenswert: Erkrankungen des Kreislaufs haben Krebs als Todesursache Nummer eins in Deutschland vor langer Zeit abgelöst. Und es erkranken stetig mehr Menschen!
Inhaltsübersicht
- Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Beeinflussbar oder nicht?
- Kreislauferkrankungen: Übersicht über typische Krankheiten
- 1. Koronare Herzkrankheit
- 2. Herzinsuffizienz
- 3. Herzklappenfehler
- 4. Herzrhythmusstörungen
- 5. Arterielle Hypertonie
- 6. Entzündliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- 7. Periphere arterielle Verschlusskrankheit
- Ist immer eine Operation nötig?
- Was sagen Statistiken?
Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Beeinflussbar oder nicht?
Nicht in jedem Fall stellt eine gesunde Lebensweise eine Garantie für das Gesundbleiben dar – gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es nicht beeinflussbare Faktoren, die selbst den gesündesten Menschen erkranken lassen können. Zum einen ist hier das Alter zu nennen: Jeder Mensch wird älter und statistisch gesehen steigt das Risiko, an einer Kreislauferkrankung zu sterben mit dem Alter an. Des Weiteren ist das Geschlecht nicht beeinflussbar – das höhere Risiko liegt generell bei den Männern. Zuletzt spielt die familiäre Vorbelastung mit hinein. Sind Verwandte an Herzinfarkt, Klappenfehler oder Bluthochdruck erkrankt und handelt es sich vor allem um nahe, direkte Verwandte Eltern, Geschwister, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer, dass weitere Generationen erkranken. Der Arzt fragt bei einer Anamnese nach bekannten Vorerkrankungen in der Familie, sie lassen seinen Verdacht bestätigen.
Es gibt eine Reihe von beeinflussbaren Faktoren, die Kreislauferkrankungen begünstigen. Sie können konsequent gemieden oder gemindert werden. Ein Beispiel ist Übergewicht: Wer zu viele Kilogramm auf die Waage bringt, lässt seinen Blutdruck steigen und sorgt für erhöhte Cholesterinwerte. Diese drei Faktoren sorgen jeder für sich sowie gemeinsam und somit verstärkt für ein höheres Risiko einer Erkrankung. Rauchen, Stress oder übermäßiger Alkoholgenuss sowie wenig Bewegung zählen zu den beeinflussbaren Risikofaktoren. Zuletzt sei an dieser Stelle Diabetes als Risiko genannt, wobei vor allem eine ernährungsbedingte Diabetes für eine erhöhte Krankheitsgefahr sorgt.
Je mehr dieser Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen, desto höher ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Des Weiteren steigt das Risiko eines sogenannten kardialen Erlebnisses, wie es sich durch einen Herzinfarkt darstellt. Fazit: Wer gesund lebt, senkt sein Risiko für eine Erkrankung! Liegt eine solche bis dato vor, sollte sie schnellstmöglich erkannt und behandelt werden. Das verringert Folgeschäden bzw. verhindert sie.
Kreislauferkrankungen: Übersicht über typische Krankheiten
Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen verschiedene Krankheitsbilder, die zum einen das Herz, zum anderen die Gefäße treffen können. Eine Arterienverkalkung kann zu den Krankheiten gezählt werden, die den Kreislauf betreffen, ein Blutgerinnsel zählt im weitesten Sinne dazu. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Kreislauferkrankungen kurz vor:
1. Koronare Herzkrankheit
Bei dieser Krankheit sind die Herzkranzgefäße betroffen, welche den Herzmuskel stetig mit Blut versorgen müssen. Es gibt dabei die rechte Koronararterie, die Vorderwand- und die Seitenwandarterie. Alle entspringen der linken Koronararterie. Lagern sich durch verschiedene Ursachen an den Gefäßwänden Kalk- und Blutfettreste ab (vom Facharzt als Plaques bezeichnet), werden die Arterien enger. Die Folge ist eine unzureichende Durchblutung, wobei diese eine, zwei oder alle drei Arterien betreffen kann. Eine Arterienverkalkung ist mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher; Stress, ungesunde Ernährung und Rauchen begünstigen diese Erkrankung.
Die ersten Symptome der Erkrankung zeigen sich unter Belastung und gehen von einem Engegefühl in der Brust aus über Schmerzen bis hin zu akuter Luftnot. Mithilfe eines Medikaments lassen sich die Gefäße erweitern. Allerdings ist es möglich, dass die Arterienverkalkung zur Bildung eines kleinen Pfropfens beiträgt – das Blutgerinnsel bildet sich, löst sich Plaque. Die Arterie wird verstopft, das Herzmuskelgewebe bekommt keinen Sauerstoff mehr. Die Folge: Das Gewebe des Herzens stirbt ab. Ein Herzinfarkt liegt vor, der zu den gefährlichsten Kreislauferkrankungen zählt. Der Arzt muss die durch das Blutgerinnsel verstopfte Arterie schnellstmöglich kanalisieren und somit durchlässig machen. Hierbei ist Tempo gefragt –je schneller der Notarzt beim Patienten eintrifft, desto größer sind dessen Überlebenschancen. Die Arterienverkalkung ist somit kein harmloses Problem, sondern kann ernste Folgen nach sich ziehen!
2. Herzinsuffizienz
Kann ein Herz den Körper nicht mehr ausreichend versorgen bzw. ist die Durchblutung eingeschränkt, spricht der Fachmann von einer Herzinsuffizienz – einer Herzmuskelschwäche. Hierbei wird zwischen der Links-, Rechts- und Globalinsuffizienz unterschieden, wobei die Namensgebung auf das eigentliche Problem hindeutet. Bei der Linksinsuffizienz pumpt das Herz das Blut nicht mehr gänzlich aus der linken Kammer in den Kreislauf. Stattdessen staut sich das Blut in der Lunge an. Das lässt den Patienten unter Atemnot, Husten und Lungengeräuschen leiden. Außerdem treten Müdigkeit und eine geringe Leistungsfähigkeit auf, weil der Körper zu wenig Blut und zu wenig Nährstoffe und Sauerstoff bekommt.
Bei der Rechtsinsuffizienz staut sich das Blut in den Körper zurück, allerdings vor der rechten statt der linken Kammer. Eine Stauungsleber, Ödeme an den Beinen und sogenannte Pleuraergüsse deuten auf diese Art der Herzinsuffizienz hin.
Die Globalinsuffizienz zeigt sich durch eine Mischung aus allen Symptomen, die Erkrankung lässt das Blut vor der linken und vor der rechten Kammer stauen.
3. Herzklappenfehler
Gerade ältere Menschen leiden häufig unter einem Herzklappenfehler – bei diesen gehört diese Erkrankung zu den häufigsten des gesamten Kreislaufsystems.
Insgesamt gibt es vier Herzklappen, die jede für sich arbeiten, wobei eine Verengung oder eine unzureichende Dichte ebenso für das Krankheitsbild sorgen kann. Die Herzklappeninsuffizienz wird als Klappenstenose bezeichnet und zeigt sich mit unterschiedlichen Symptomen. Am häufigsten tritt die Aortenklappenstenose auf, des Weiteren ist die Mitralklappe häufig von einer Erkrankung betroffen. Um dem Patienten Erleichterung zu verschaffen, wenn die Beschwerden stärker werden, kann eine Rekonstruktion der betroffenen Klappe vorgenommen werden. Teilweise kommt die minimal-invasive Operationsmethode zum Einsatz, die gerade bei älteren Patienten für ein geringeres OP-Risiko sorgt.
4. Herzrhythmusstörungen
Herzrhythmusstörungen kennt fast jeder Mensch, denn kaum ein Herz schlägt immer genau im Takt. Aufregung und Stress können bewirken, dass das Herz schneller oder langsamer schlägt. Ein Problem wird es, nehmen die Veränderungen Krankheitscharakter an. Unterschieden werden muss in tachykarde Störungen (das Herz schlägt schneller als normal) und bradykarde Störungen (das Herz schlägt zu langsam). Die Störungen können an unterschiedlichen Orten entstehen und entweder in den Herzkammern oder in den Vorhöfen auftreten.
Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern, was vor allem bei älteren Patienten häufiger auftritt. Dabei zuckt der Vorhof unkontrolliert und zieht sich nicht mehr wie gewohnt zusammen. Der Herzschlag wird schnell und unregelmäßig. Nicht jeder Mensch verspürt derartige Herzprobleme, manche Patienten haben keine Beschwerden und leiden dennoch unter dieser Form der Kreislauferkrankung. Ein Problem kann sich ergeben, wenn das Blut zu langsam fließt und sich Blutgerinnsel in den Vorhöfen ablagern können. Gelangen diese bis in den Kopf, kann ein Schlaganfall die Folge sein.
Gefährlich ist das Kammerflimmern, bei dem das Herz so schnell schlägt, dass es kein oder nur wenig Blut pumpen kann. Schnell kommt es zum Herz-Kreislauf-Stillstand, der eine sofortige Reanimation erfordert.
Pumpt das Herz deutlich zu langsam, wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Hier hilft ein Schrittmacher, der für einen gleichmäßigen und kräftigen Herzschlag sorgt.
5. Arterielle Hypertonie
Die Arterielle Hypertonie wird als Bluthochdruck bezeichnet, bei dem ein dauerhaft zu hoher Druck in den Blutgefäßen vorliegt. Die Folge sind Schäden an Organen und Gefäßen, das Herz wird geschwächt. Dieses muss ständig gegen den erhöhten Druck ankämpfen und das Blut gegen den Widerstand pumpen. Auf Dauer ergibt sich eine Überlastung des Herzens. Der Facharzt stellt einen Bluthochdruck mit den entsprechenden Medikamenten ein, die ein Leben lang eingenommen werden müssen.
6. Entzündliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zu den entzündungsbedingten Erkrankungen, die den Kreislauf betreffen können, zählen die Myokarditis und die Perikarditis. Erstgenannte Erkrankung ist eine Entzündung des Herzmuskels, die akut auftritt und chronisch werden kann. Viren oder Bakterien sind meist die Auslöser für die Erkrankung, Vergiftungen und bestimmte Medikamente können ihr ebenso zugrunde liegen. Zu einer Perikarditis kommt es, wenn der Herzbeutel zusätzlich entzündet ist. Beide Erkrankungen gemeinsam werden als Perimyokarditis bezeichnet.
Die Symptome, die bei dieser Art der Herz-Kreislauf-Erkrankung auftreten, können oft nicht richtig zugeordnet werden und sind unspezifisch. Schmerzen in der Brust können ebenso auftreten wie Schwierigkeiten beim Atmen oder Herzrhythmusstörungen. Die meisten Patienten fühlen sich müde, abgeschlagen und nicht mehr leistungsbereit. Die Diagnose ist durch die unspezifischen Beschwerden nicht leicht und es müssen häufig mehrere Untersuchungen (u. a. Ultraschall, EKG, Blutbild) erfolgen, bevor eine gesicherte Diagnose gestellt werden kann. Teilweise ist ein MRT anzufertigen, damit sich ein konkreter Verdacht bestätigen lässt.
7. Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Diese Erkrankung wird im Volksmund als Schaufensterkrankheit bezeichnet und meint eine Erkrankung der Gefäße, bei der vor allem Schmerzen in den Beinen und Durchblutungsstörungen auftreten. Die Schmerzen werden in der Bewegung nicht besser, sondern nehmen gar so zu, dass der Patient innehalten muss, um sich auszuruhen. Die Strecken, die beschwerdefrei zurückgelegt werden können, nehmen mit Fortschreiten der Erkrankung immer weiter ab. Später treten die Schmerzen in Ruhe auf und es kommt zum Phänomen der sogenannten „offenen Beine“. Das heißt, hier zeigen sich Wunden, die schlecht bis gar nicht heilen sowie nicht auf Medikamente ansprechen. Als Behandlungsmöglichkeit kommt ein Stent infrage, welches im Rahmen einer Operation in die zu engen Gefäße gesetzt wird und die angemessene Durchblutung sicherstellt.
Ist immer eine Operation nötig?
Nicht in jedem Fall wird der Arzt eine Operation in Erwägung ziehen. Zum einen spielt das Alter des Patienten eine Rolle: Eine OP am Herzen stellt immer ein hohes Risiko dar. Auf der anderen Seite kann sogar ein 70-Jähriger dank eines Herzschrittmachers noch viele Jahre vor sich haben, in denen er beschwerdefrei leben kann. Abgewägt wird daher nicht nur das Alter auf der einen Seite, sondern der allgemeine Gesundheitszustand des Betreffenden im Ganzen. Ist dieser noch fit und hat Freude am Leben, wird ein älterer Patient eine ebenso angemessene Behandlung erfahren wie ein jüngerer Patient.
Einige Probleme bessern sich mit der Zeit von allein, das ist vor allem bei leichten Rhythmusstörungen der Fall, die im Wachstum von Kindern auftreten. Ungefähr im Alter von acht bis zehn Jahren zeigen sich bei vielen Kindern Probleme mit dem Herzen: Es sticht, teilweise stellt sich Atemnot ein. Eingehende Untersuchungen mit dem Ergometer und dem Herzultraschall zeigen, ob das Herz tatsächlich geschädigt ist oder ob die Beschwerden nur entwicklungsbedingt auftreten. Ist Letzteres der Fall, wird kein Arzt zu einer Operation raten, denn eine solche könnte nichts beheben, was nicht vorhanden ist. Entwicklungsbedingte Herzprobleme müssen aber überwacht werden, denn sie können sich zu „echten“ Herzbeschwerden auswachsen bzw. fast unbemerkt in eine tatsächliche Erkrankung des Herzens übergehen.
Was sagen Statistiken?
Zum Thema Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es verschiedene Statistiken, doch die aussagekräftigsten dazu hat Destatis. Zum einen findet sich dort eine Übersicht über die zehn häufigsten Kreislauferkrankungen aus 2016. Die Herzinsuffizienz führt die Liste der tödlichen Diagnosen an, gefolgt vom Vorhofflimmern, Hirninfarkt und der Angina pectoris. Selbst Krampfadern (Varizen) zählen zu den hier aufgeführten Todesursachen, die durch „Fehler“ im Kreislauf hervorgerufen werden. Auch die Arterienverkalkung kann hier mit hinzugezählt werden. Insgesamt starben in 2016 mehr als 2,9 Millionen Menschen in Deutschland an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.
Doch Destatis weiß noch mehr und führt eine Statistik zu den zehn häufigsten Todesfällen, die durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorgerufen wurden. Diese Liste wird von der Chronisch-ischämischen Herzkrankheit angeführt, danach folgt der Herzinfarkt. Auch die Insuffizienz und das Vorhofflimmern sind in den vorderen Bereichen der Liste zu finden. Während die Chronisch-ischämische Herzkrankheit rund 76.000 Menschen in 2015 das Leben kostete, ist die Intrazerebrale Blutung immerhin noch mit rund 8000 Todesfällen in der Auflistung vertreten.
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