Herzinsuffizienz
Was ist eine Herzinsuffizienz? Behandlung und Symptome
Weltweit leidet eine zunehmende Anzahl an Menschen an einem schwachen Herzen. Die Uniklinik Göttingen spricht mittlerweile sogar davon, dass sich die diastolische und systolische Herzschwäche zu einer regelrechten Volkskrankheit entwickelt. Bis zu drei Millionen Deutsche und fast 30 Millionen Europäer leiden an der Herzleistungsschwäche. Als Praxis für Kardiologie und Prävention klären wir Sie über die Symptome, die Unterarten, die Ursachen und die Präventivschritte sowie Behandlungsmöglichkeiten bei Herzinsuffizienzen auf.
Inhaltsübersicht
Was ist eine Herzinsuffizienz - Ursachen und Symptome
Die Hauptaufgabe des Herzmuskels ist die Pumpfunktion. Sauerstoff- und nährstoffreiches Blut erreicht dank der Pumpleistung alle Organe und Körpergewebe, um sie am Leben zu erhalten. Um den Blutkreislauf aufrechtzuerhalten, pumpt ein gesundes Herz die jeweils benötigte Blutmenge mit Kraft ins Gefäßsystem. Die linke Herzhälfte pumpt Blut in den Körperkreislauf hinein. Die rechte Herzseite pumpt es in die Lungen, um es mit Sauerstoff anzureichern. Ist die lebenswichtige Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigt, liegt eine Herzerkrankung vor. Die Herzinsuffizienz entspricht einer Herzschwäche und kann unterschiedlichen Hergang nehmen. Häufig führen zum Beispiel koronare Gefäßerkrankungen, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzinfarkt oder Volkskrankheiten wie Bluthochdruck zu einer strukturellen Anpassung des Herzens. Das Organ versucht durch die Anpassungen, etwaigen Widerstände zum Trotz hinzureichende Blutmengen durch den Körper zu bewegen. Durch die Anpassungsmechanismen wird das Herz allerdings noch mehr belastet, sodass auf lange Sicht Herzleistungsschwächen entstehen. Zu den wichtigsten Symptomen zählen
- Atembeschwerden (Dyspnoe)
- Müdigkeit, Schwäche und hohe Erschöpfbarkeit
- Flüssigkeitseinlagerungen und dadurch bedingte Gewichtszunahme)
- trockener Husten
- Schwindel
- Appetitlosigkeit, Übelkeit und Völlegefühl
- Bauchschmerzen
- kognitive Beeinträchtigungen
Das schwache Herz pumpt bei Herzinsuffizienzen dauerhaft oder plötzlich nicht mehr ausreichend Blut durch den Körperkreislauf, wodurch die genannten Symptome entstehen. Der Mediziner spricht in diesem Fall von einem verringerten Herzzeitvolumen bei enddiastolisch normalem Ventrikeldruck. Ein schwacher Herzmuskel lässt das Blut nur mit unzureichender Kraft oder geringer Geschwindigkeit in die Blutgefäße fließen. Vor der linken Herzkammer entsteht auf diese Weise ein Blutstau.
Klassifikation von Herzleistungsschwächen
Jede Herzleistungsschwäche lässt sich anhand von unterschiedlichen Parametern näher klassifizieren. Neben zeitlichem Verlauf spielen Lokalisation, Entstehungsmechanismus und Schweregrad eine Rolle für die Einteilung.
Herzinsuffizienzen nach zeitlichem Verlauf
Nach dem zeitlichen Verlauf gelten
- sich langsame über Monate oder Jahre hinweg entwickelnde Beschwerden als chronische Herzinsuffizienzen. Diese chronischen Herzschwächen entstehen durch eine Verminderung des kontraktionsfähigen Herzmuskelgewebes. Neben einem krankhaften Wachstum von Herzmuskelzellen (myozytäre Hypertrophie) tritt gesteigerter Zellverlust (myozytäre Apoptose) auf. Entstehungsbeteiligte Primärerkrankungen können zum Beispiel Herzentzündungen, Herzgefäßerkrankungen und Bluthochdruck entsprechen.
- starke und plötzlich auftretende Beschwerden als akute Herzschwäche. Hierunter fällt zum Beispiel das myokardiale Pumpversagen des akuten Koronarsyndroms, das durch Vorfälle wie den Herzinfarkt oder die Herzmuskelentzündung entstehen kann. Auch die akut auftretende Insuffizienz durch Ventrikelseptumdefekt nach einem Herzinfarkt oder die mechanische Behinderung der Herzkammerfüllung können akute Herzinsuffizienzen hervorrufen. Dasselbe gilt für Herzrhythmusstörungen.
Herzinsuffizienzen nach Lokalisation
Abhängig vom betroffenen Teil Herzens unterscheidet der Kardiologe
- Rechtsherzinsuffizienz mit hauptsächlicher Beteiligung der rechten Herzkammer
- Linksherzinsuffizienz mit hauptsächlicher Beteiligung der linken Herzkammer
- Globalinsuffizienz mit Beteiligung beider Herzkammern
Herzinsuffizienzen nach Pathomechanismus
Im Hinblick auf den Entstehungsmechanismus gilt für
- diastolische Herzinsuffizienz eine unzureichende Entspannungsfähigkeit der Herzkammern als entstehungsbeteiligt. Im Prinzip ist die diastolische Herzleistungsschwäche durch eine Behinderung der Herzkammerfüllung in der Diastole (Blutfüllungsspanne) charakterisiert.
- systolische Herzinsuffizienz eine Verminderung des Blutvolumenprozentsatzes als entstehungsbeteiligt, der von der betroffenen Herzkammer bezogen auf das kammerinterne Gesamtvolumen zum Auswurf gebracht wird (verminderte Ejektionsfraktion). Anders als die diastolische Herzschwäche zeichnet sich die systolische Herzleistungsschwäche damit durch eine Verminderung der Pumpfunktion in der Systole aus.
Herzinsuffizienzen nach Schweregrad
Nach ihrem klinischen Schweregrad werden Herzinsuffizienzen in vier sogenannte NYHA-Stadien unterteilt.
- NYHA I entspricht einer diagnostizierten, aber symptomlosen Herzkrankheit ohne Belastbarkeitseinschränkung.
- NYHA II ist eine Herzerkrankung mit leichten Belastungseinschränkungen, die in Ruhe symptomlos bleibt und erst bei stärkerer Belastung Beschwerden hervorruft.
- NYHA III geht mit einer starken Belastbarkeitseinschränkung einher, die sich bereits bei leichter Belastung durch Beschwerden äußert.
- NYHA IV zeichnet sich durch Beschwerden aus, die sogar in Ruhephasen bestehen bleiben.
Alternativ zu dieser Schwergradklassifikation existieren die sogenannten AHA-Stadien der American Heart Association. Das Stadium A entspricht in diesem Fall einem hohen Herzinsuffizienzrisiko aufgrund von unterschiedlichen Risikofaktoren. Bei Stadium B liegt eine strukturelle Herzerkrankung mit enger Assoziation zur Entstehung von Herzinsuffizienzen vor. Im Stadium C zeigen sich bei der strukturellen Herzerkrankung bereits Herzinsuffizienzsymptome. Stadium D entspricht schließlich einer fortgeschritten strukturellen Herzerkrankung mit schweren Herzinsuffizienzsymptomen, die in Ruhe trotz maximaler Therapiemaßnahmen bestehen bleiben.
Diagnose und Behandlung von Herzinsuffizienz
Mittlerweile ist die chronische sowie akute Herzleistungsschwäche relativ gut behandelbar. Die Diagnose stellt der Kardiologe über körperliche Untersuchungen, Belastungstests sowie Labordiagnostik. Entscheidend ist im Rahmen der Diagnostik die Ursachenforschung inklusive einer Diagnostik der vorhersehbaren Folgen. Die Behandlung einer Herzschwäche gliedert sich in die Kausaltherapie der Risikofaktoren, supportive Maßnahme wie Gewichtsreduktion und angepasstes Sportprogramm, medikamentöse Therapeutika wie Betablocker und invasive Behandlungsmöglichkeiten wie die Implantation eines Kardioverter-Defibrillators. Medikamente wie Betablocker werden grundsätzlich stadiums- und verträglichkeitsabhängig gegeben. Im Einzelnen stehen zur Therapie abhängig vom Stadium folgende Maßnahmen zur Verfügung, um die Pumpfunktion des Herzens zu verbessern:
- Kontrolle und Kausaltherapie von Risikofaktoren wie arterieller Hypertonie, Herzklappenfehler, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Anämien, alkoholtoxischer Kardiomyopathie und Perikarderkrankungen
- Nicht-medikamentös Therapieschritte wie Gewichtsreduktion, limitierte Flüssigkeitszufuhr inklusive Alkoholkonsum, angepasste Bewegung und Reduktion von kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen.
- Medikamentöse Behandlungsschritte wie ACE-Hemmer ab NYHA I, Aldosteron-Antagonisten bei NYHA III oder IV, Diuretika bei Wassereinlagerungen, Betablocker nach Myokardinfarkt bei NYHA-I oder bei NYHA-II bis IV und Phosphodiesterase-III-Hemmstoffe bei NYHA-II bis IV
- Invasive Behandlungsschritte wie die Implantation eines Kardioverter-Defibrillators, die Ventrikelreduktionsplastik, mechanische Unterstützungssysteme und kardiale Resynchronisation
- Ultimo Ratio Behandlung durch Herztransplantation bei NYHA-V
Die Stärken der modernen Medizin liegen in der Prävention. Gerade für die Herzinsuffizienz gilt Prävention im Sinne einer Früherkennung, Überwachung und Reduktion von Risikofaktoren als entscheidende Maßnahme.
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