Herzrhythmusstörung
Herzrhythmusstörungen - von harmlos bis gefährlich
Unter einer Herzrhythmusstörung (griechisch Arrythmie) versteht man eine unregelmäßige oder zeitlich gestörte Abfolge des Herzschlags – das Herz gerät aus dem Takt. Gerät das komplizierte elektrische System zur Steuerung des Herzmuskels aus dem Gleichgewicht, spüren viele Menschen solche Veränderungen als Extraschläge (Extrasystolen), Aussetzen des Herzschlags, Herzrasen oder Herzstolpern. Je nach der zugrunde liegenden Ursache ist eine Herzrhythmusstörung häufig nur lästig, manchmal allerdings gefährlich.
Während Extrasystolen bei vielen Menschen unbedenklich sind, können sie in manchen Fällen ein Symptom einer ernsthaften Herzerkrankung sein. Als Notfall gelten ausgeprägte Arrhythmien, die mit Schwindel und Bewusstlosigkeit einhergehen. „Der Übergang zwischen normal und krankhaft ist fließend...Die Grenze ist im Einzelfall schwierig zu ziehen“, so Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Herzpatienten sollten die notwendige Diagnostik und Therapie daher bei einem Facharzt für Kardiologie durchführen lassen.
Inhaltsübersicht:
Unser Herz im Dauereinsatz
Die Aufgabe des Herzmuskels besteht darin, durch ein Zusammenziehen der Vorhöfe und Herzkammern das Blut in den Gefäßen in Bewegung zu halten. Ausgelöst wird diese Pulswelle durch eine selbstständige Erregungsbildung des Herzens ohne äußere Reizeinwirkung: Vom Sinusknoten, der als natürlicher Schrittmacher des Herzens im rechten Herzvorhof liegt, gelangen die Impulse zum AV-Knoten sowie anschließend über spezielle Leitungsbahnen der Herzkammern in die Herzmuskulatur. Fehler in der Reizbildung oder in der Erregungsleitung können neben Extrasystolen zu lebensbedrohlichem Vorhofflimmern oder Kammerflimmern führen.
Unter Ruhebedingungen beträgt die Herzfrequenz eines Erwachsenen normalerweise 50-100 Schläge in der Minute. Über das autonome Nervensystem, das wiederum den Sinusknoten beeinflusst, verändert sich der Pulsschlag jedoch je nach körperlicher oder seelischer Belastung. Dabei kommt es praktisch bei jedem Menschen im Laufe seines Lebens zu unbedenklichen Arrhythmien. Unregelmäßigkeiten des Herzschlags können allerdings auch Folge einer ernsthaften Erkrankung sein. Laut der Aussage von Prof. Meinertz muss diese immer dann behandelt werden, wenn die Gefahr eines plötzlichen Herztodes, wie beispielsweise durch Kammerflimmern, besteht.
Arten der Herzrhythmusstörungen
Die häufigste Form der Rhythmusstörung ist das Vorhofflimmern, an dem der Herzstiftung zufolge alleine in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen leiden. Bedingt durch permanente, rasche und unregelmäßige Extraschläge im Herzvorhof kann das Blut nicht in die Herzkammer gepumpt werden. Dieser ungerichtete, verlangsamte Blutfluss führt bei Patienten mit chronischem Vorhofflimmern zur Ausbildung von Blutgerinnseln, die über die Blutgefäße ins Gehirn transportiert werden können. Hier ist die Gabe blutverdünnender Medikamente das Mittel der Wahl. Übrigens: 70 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern weisen einen zu hohen Blutdruck auf!
Im Unterschied dazu unterscheidet man die Herzrhythmusstörung, welche der Herzkammer entspringt. Diese Kammerarrythmie wird als Herzstolpern bemerkt und kann völlig ungefährlich oder sogar lebensbedrohend sein. Wichtig ist hierbei die sorgfältige Abklärung beim Kardiologen, der den Betroffenen hinsichtlich einer bestehenden Grunderkrankung untersucht und gegebenenfalls gezielt behandelt. Zur sofortigen Dokumentation zum Zeitpunkt einer Herzrhythmusstörung sollten Patienten zum Hausarzt gehen, um ein EKG schreiben zu lassen.
Auch eine Verlangsamung der Herzfrequenz (Bradykardie, Herzfrequenz unter 50/min) sowie eine Verschnellerung (Tachykardie, Herzfrequenz über 100/min) kann einen lebensbedrohlichen Zustand auslösen. Patienten mit bradykarder Rhythmusstörung kann häufig ein Herzschrittmacher dabei helfen, Leistungsminderung, Schwindel oder Ohnmacht zu verhindern. Eine Tachykardie kann mit Medikamenten behandelt werden. Besteht dagegen Lebensgefahr, wird den betroffenen Herzpatienten ein Defibrillator eingepflanzt.
Was sagt die Herzstiftung zum Thema Herzrhythmusstörungen?
Unter der Leitung von Prof. Meinertz, der als Kardiologe am Klinikum Stephansplatz in Hamburg tätig ist, bietet die Deutsche Herzstiftung zahlreiche Informationsveranstaltungen für Herzpatienten sowie für Interessierte an. Bei den jährlich stattfindenden bundesweiten Herzwochen informieren ausgewiesene Herzspezialisten über verschiedene Risikokrankheiten wie Koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin, Diabetes oder den Umgang mit Stress. Ein besonderer Stellenwert kommt bei den Herzwochen der Aufklärung sowie dem Umgang mit Herzrhythmusstörungen zu – nicht zuletzt deshalb, weil oft schon einfache Selbsthilfemaßnahmen zur Vorsorge ausreichen. Dazu gehören die Stressvermeidung und die Einhaltung von Ruhepausen genauso wie eine entsprechende Lebensführung ohne übermäßig viel Alkohol und Koffein. Ganz wichtig: Rauchen Sie nicht!
Laut Prof. Meinertz sollte jeder Haushalt über ein Blutdruckmessgerät verfügen, da die meisten Geräte die Extrasystolen während der Messung anzeigen. „Patienten können so Unregelmäßigkeiten des Pulses feststellen und sollten dann den Herzrhythmus beim Arzt durch ein EKG überprüfen lassen“, rät der Experte. Herzrhythmusstörungen sind selten die Vorboten eines plötzlichen Herztodes, dafür öfter die Anzeichen einer Herzkrankheit. Bei Bedarf wird daher ein Facharzt für Kardiologie das weitere Vorgehen entscheiden. Einem Schlaganfall, der gefürchteten Komplikation des Vorhofflimmerns, kann auf diese Weise mit Gerinnungshemmern rechtzeitig vorgebeugt werden.
Ursachen von Herzrhythmusstörungen
Nach Angaben der Herzstiftung ist die Herzrhythmusstörung keine eigene Erkrankung, wenn sie nicht schon angeboren ist. Meistens treten die Extraschläge als Folge einer Herzkrankheit oder anderer Grunderkrankungen auf:
- Bluthochdruck
- Koronare Herzkrankheit
- Herzinfarkt
- Herzklappenerkrankungen
- Herzmuskelentzündungen
- Schilddrüsenüber- oder Schilddrüsenunterfunktion
- Diabetes
- Chronische Lungenerkrankungen
- Kalium- oder Magnesiummangel im Blut
- Karotissinus-Syndrom
- Stress, Aufregung und Angststörungen
- Schlafmangel
- Genussgifte wie Alkohol, Kaffee, Nikotin oder Drogen
Stress und seelische Belastungen können ebenso bei Defibrillator-Patienten eine Herzrhythmusstörung auslösen oder verstärken: Viele leiden unter Depressionen oder Ängsten, weil sie den Ausfall ihres implantierten Defibrillators fürchten. Hier kann zusätzlich ein Psychokardiologe helfen.
Diagnostik der Herzrhythmusstörungen
In der Regel kann der Arzt durch eine gezielte Befragung in Verbindung mit einer körperlichen Untersuchung (Abhören des Herzens mittels Stethoskop) sowie einem Ruhe-EKG feststellen, ob die Extraschläge ungefährlich sind oder ob ein Krankheitswert besteht. In einem EKG werden die elektrischen Spannungen bildlich dargestellt und die Erregungsvorgänge im Herzen können dadurch beurteilt werden: Die meisten Rhythmusstörungen lassen sich damit identifizieren.
Reichen diese Untersuchungen nicht aus, bietet das Belastungs-EKG, das Tele-EKG, das Steh-EKG oder das Langzeit-EKG weitere Möglichkeiten zur Diagnose sporadisch auftretender Beschwerden. Im Zweifelsfall macht eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiografie) strukturelle Auffälligkeiten des Herzens sichtbar. Sind spezielle Fragen zu klären, kann eine Herzstrommessung mit einem Herzkatheter notwendig werden.
Therapie von Herzrhythmusstörungen
Viele dieser früher für bedrohlich gehaltenen Rhythmusstörungen müssen nach heutigen Erkenntnissen nicht behandelt werden. Prof. Meinertz: „Die beste Strategie gegen Herzrhythmusstörungen ist die Ausschaltung von Faktoren, die Herzrhythmusstörungen begünstigen, und die Behandlung der Grundkrankheit, die die Herzrhythmusstörung verursacht.“ Eine Behandlung ist bei Gefahr eines plötzlichen Herztodes indiziert, ebenso wenn die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist oder wenn der Patient durch Schwindelanfälle, Herzrasen und ein starkes Unwohlsein belastet wird.
In den meisten Fällen können Herzrhythmusstörungen durch Medikamente unterdrückt werden. Die Medikamentengabe ist auch bei der Therapie des Vorhofflimmerns der erste Schritt: Bleibt der Erfolg aus, kommt das Verfahren der Katheterablation (Verödung von Herzzellen) infrage. Weitere Behandlungsoptionen wie Herzschrittmacher, Defibrillatoren oder chirurgische Eingriffe in das Reizleitungssystem ergeben sich aus der zugrunde liegenden Erkrankung. Darüber hinaus rät der Fachmann allen Herzpatienten zur Gelassenheit im Umgang mit Herzrhythmusstörungen: Leben lernen mit harmlosen Beschwerden und konsequentes Vorgehen bei bedeutsamen Rhythmusstörungen soll die Lebensqualität verbessern.
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- Thomas Gamm und Dr. Franziska Bruhn
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